Besonderheiten und Anforderungen

Die Klärung von Fragen und Schwierigkeiten in verschiedenen Lebensbereichen erfordert differenzierte Vorgehensweisen der Bearbeitung und unterschiedliche Lösungsansätze. Eine individuelle Sicht auf die Thematik ist dabei ebenso wichtig wie die systemische Betrachtung von Kontext und Umfeld. Der Bereich Familie und Partnerschaft stellt dabei in seiner Vielfalt in vielerlei Hinsicht besondere Anforderungen an die Mediation.

Im Folgenden sollen einige davon genannt werden.

 

Herausforderung Erziehung

Bei der Erarbeitung von Konflikten zwischen Jugendlichen und ihren Eltern spielt die Dynamik der besonderen Entwicklungs- und Abgrenzungsphase der Jugendlichen eine wichtige Rolle. Die Grundhaltung der Mediation, die jede und jeden gleich wichtig nimmt und jedes Interesse gleich wertet, kommt den Bedürfnissen der Jugendlichen entgegen und kann die Mauer von Rückzug oder Aggressivität durchbrechen. Eine neue Gesprächsbasis zwischen Heranwachsenden und ihren Eltern kann aufgebaut werden.

Auch wenn Bedürfnisse und Interessen von Kindern und Jugendlichen erst einmal gleichwertig neben denen der Eltern behandelt werden, gibt es unterschiedliche Verantwortlichkeiten und ungleiche Ressourcenverteilung, die Generationengrenze ist hier zu beachten. Denn auch hier gilt: Nicht alles ist verhandelbar.

Neben den Eltern-Kind-Konflikten gibt es weitere Bereiche, in denen eine Mediation sinnvoll sein kann. So können Eltern, die unterschiedliche Erziehungsstile vertreten und deswegen immer wieder in Streit geraten, ihre Interessen und Bedürfnisse mit dem Ziel, ihre Kinder gemeinsam und möglichst konfliktfrei zu erziehen, im Mediationsverfahren besprechen und klären. Hierbei spielt es keine Rolle, ob es sich um leibliche Eltern, Adoptiv-, Stief- oder Pflege-Eltern oder andere Bezugspersonen handelt.

 

Interessen von Kindern und Jugendlichen

Bei Mediationen in Trennungs- und Scheidungssituationen haben wir es zuerst mit den Eltern zu tun. Die Kinder sind in solchen Situationen aber ebenfalls stark belastet. Oft fehlt ihnen die nötige Unterstützung. Je nachdem, ob ihre Interessen in der Mediation verhandelt werden und abhängig vom Alter der Kinder, können sie in die Mediation mit einbezogen werden. Darüber gilt es mit den Eltern zu sprechen und eine Vorgehensweise zu entwickeln, die der besonderen Situation der Kinder und Jugendlichen gerecht wird.

Der Schaden für die Kinder soll möglichst gering gehalten werden, indem beide Eltern in der Mediation lernen, das Wohl der Kinder im Blick zu haben, sich kooperativ zu verhalten und die Kinder aus einem möglichen Loyalitätskonflikt zu entlassen.

 

Herausforderung verschiedener Generationen

In der Mediation zwischen mehreren Generationen spielen vor allem Machtungleichgewichte und unterschiedliche Kommunikationsstrukturen eine besondere Rolle. Mit Hilfe der Mediator/innen können Sichtweisen so übersetzt werden, dass alle Beteiligten gehört werden und eine gemeinsame Basis für ein harmonisches Familiengefüge wieder hergestellt werden kann.

 

Grenzbereich Therapie

Streitigkeiten im sozialen Nahraum belasten Betroffene meist besonders schwer, da sie durch enge Bindungen stärker voneinander abhängen, als dies in anderen Gemeinschaften der Fall ist. Konflikte haben häufig eine lange Geschichte. Die starke Zukunftsorientierung des Mediationsverfahrens kann durchaus alte Kreisläufe durchbrechen. Für manche Situationen ist jedoch eine psychologische Beratung oder therapeutische Aufarbeitung besser geeignet oder zusätzlich notwendig.

 

Recht, Steuern, Wirtschaftlichkeit

In der Trennungs- und Scheidungsphase und bei Erbauseinandersetzungen sind rechtliche, steuerliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu beachten. Aufgabe der/des Mediatorin/Mediators ist es nicht, hier die Medianden zu beraten. Sie/Er muss jedoch einschätzen können, wo entsprechende Fachleute einbezogen werden sollten und die Medianden dazu auffordern, dies auch zu tun. Ziele der Mediation sind tragfähige und realisierbare Vereinbarungen.